Phonetik und Sprachverarbeitung
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Typologie der Vokal- und Konsonantenquantität in süddeutschen Varietäten: akustische, auditive und artikulatorische Analysen Erwachsener und kindlicher Sprecher (Projektphase 1)

In Kooperation mit Sylvia Moosmüller (Institut für Schallforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften) und Stephan Schmid (Phonetisches Laboratorium, Universität Zürich)

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Förderung, Zeitraum

DFG (D-A-CH), 2016 - 2019 (Projektphase 1)

Projektbeschreibung

Viele Studien haben eine Beziehung zwischen diachronem Wandel und synchroner Variation, Spracherwerb, internen und externen Faktoren gezeigt. In diesem Vorhaben werden wir diese Themen mittels einer methodisch umfangreichen Studie zur (In-)Stabilität von Quantitätsverhältnissen in Vokal-Konsonant-Sequenzen (VK) in Standardvarietäten und Dialekten des süddeutschen Sprachraums untersuchen. Während die Quantitätsverhältnisse im Schweizerdeutschen diachron relativ stabil geblieben sind (auch moderne Sprachstufen haben einen Vokal- und einen Konsonantenlängen-kontrast), ist der althochdeutsche Konsonantenlängenkontrast im Standarddeutschen verloren gegangen; in den mittelbairischen Varietäten wiederum sind Vokal- und Konsonantenlänge komplementär verteilt. Die bairischen Quantitätsverhältnisse scheinen sich allerdings zu ändern, vermutlich aufgrund von Dialektausgleich. Das Vorhaben ergreift die Gelegenheit, in einer großangelegten Apparent-time-Studie diesen prosodischen Wandel im Fortschritt zu untersuchen und die instabilen Quantitätsverhältnisse mit stabileren in anderen Varietäten zu vergleichen. Das Hauptziel ist die Modellierung der Bedingungen, unter denen sich Quantitätsverhältnisse diachron ändern, um so ein besseres Verständnis prosodischer Wandelprozesse in den Sprachen der Welt zu gewinnen. Das Vorhaben enthält vier konkrete Ziele: (1) eine Typologie der Quantitäten in oberdeutschen Dialekten und den drei nationalen Standardvarietäten aufzustellen; (2) den prosodischen Wandel weiterführend und die Gründe für Wandelprozesse in einigen Varietäten zu untersuchen; (3) den Einfluss interner und externer Faktoren (z.B. Sprechgeschwindigkeit vs. Spracheinstellungen) auf die synchrone Variation in der Produktions-Perzeptionsbeziehung bei Erwachsenen zu prüfen; (4) die Entwicklung von Quantitätsverhältnissen im Erstspracherwerb und eine mögliche Beziehung zwischen synchroner Variation in Kindersprache und prosodischem Wandel zu untersuchen. Die Innovation des Vorhabens liegt in der großangelegten, Varietäten übergreifenden Apparent-time-Studie, die auch Kinder verschiedenen Alters einschließt, der Kombination aus artikulatorischen, akustischen und auditiven Methoden, und der Berücksichtigung sozialer und phonetischer Faktoren.Das geplante Projekt verbindet die am ARI (Wien) etablierten akustischen und soziophonetischen Analysen von Quantitätsverhältnissen in österreichischen Varietäten mit den am IPS (München) entwickelten akustischen, perzeptiven und physiologischen Methoden zur Produktions-Perzeptionsbeziehung bei Sprechern aller Altersgruppen und den am Phonetischen Laboratorium (Zürich) etablierten Methoden zur Typologisierung schweizerdeutscher Varietäten. Langfristig dient die Kollaboration dazu ein Lautwandelmodel an der Phonetik-Phonologie-Schnittstelle zu entwickeln, das die durch dieses Projekt gewonnenen Ergebnisse zu internen und externen Faktoren in der Stabilität von Quantität, Spracherwerb und linguistischem Wandel integriert.